Historie

Die Geschichte des Dorfes Koslar

Das Gebiet der heutigen Gemarkung von Koslar ist vermutlich seit mindestens 7.000 Jahren kontinuierlich bewohnt. Ausgrabungen auf der Koslarer/Barmener Heide weisen auf erste Siedlungsformen der sog. Michelsberger Kultur während der jüngeren Steinzeit (5.-3. Jahrtausend v. Chr.) hin.

Zu den Völkern, die den linksrheinischen Raum nachweislich bewohnt haben, gehören die Kelten, die Kimbern und Teutonen. Diese germanischen Stämme, Julius Cäsar benennt für die Gegend die Eburonen, wurden ab dem 1. Jahrhundert v. Chr. von den Römern unterworfen. Zur Zeit der römischen Besatzung wurden die ersten Städte und befestigten Orte gegründet, so auch das Römerkastell Juliacum. Während der Völkerwanderung (3.-5. Jahrhundert n. Chr.) besiedelten die Franken das Rheinland. Mehrmals wurde Jülich und somit auch die umliegenden Siedlungen von fremden Stämmen, wie z. B. den Vandalen überfallen und gebrandschatzt. Die erste urkundliche Erwähnung der Koslarer Pfarrkirche ist auf den 2. August 945 datiert. Der Erzbischof Wichfried von Köln überschreibt in dieser Urkunde die Einkünfte der im „Jülicher Gau in dem Coselar genannten Ort“ gelegenen Pfarrkirche dem St.-Ursula-Stift in Köln. Da jedoch die Wahl der hl. Adelgundis, einer fränkischen Adeligen, zur Pfarrpatronin typisch für das 7.-8. Jh. ist, kann man davon ausgehen, dass auch die Gründung der Kirche Koslars in diese Zeit fällt, Koslar also wesentlich vor der o. g. Urkunde existiert hat.

Im Mittelalter herrschte in Koslar ein Adelsgeschlecht, welches sich nach dem Ort benannte. Theoderich von Koslar war Droste des Erzbischofs von Köln, er wird als Zeuge beim Bündnis des Erzbischofs mit dem Herzog von Lothringen genannt (1208). Bei der letzten großen Ritterschlacht, der Schlacht bei Worringen am 5. Juni 1288, bei welcher der Herzog Jan I. von Brabant und Adolf von Berg gegen den Kölner Erzbischof Siegfried von Westerburg kämpften, war Ritter Franko von Koslar Bannerträger. Im Jahre 1420 starb das Koslarer Adelsgeschlecht aus. Die Burganlage, nahe der heutigen Wolfsgracht gelegen, zerfiel. Die Mauern der Burg wurden von den Koslarern als „Steinbruch“ benutzt. Koslar hatte nun keinen Schutz durch den Adel mehr. Im 15. Jahrhundert entstand ein Neubau der Pfarrkirche.

Ein großes Gut war damals der sogenannte Nickelsche Hof, der heutige Lützeler Hof. Goswin de Nickel wurde am 1. Mai 1582 in Koslar geboren. Der wohl bedeutendste Sohn des Dorfes stieg im Laufe seines Lebens bis zum 10. Jesuitengeneral auf. Er starb 1664 in Rom. Dort ist er in der Generalsgruft der Kirche Il Gesu (Chiesa del Santissimo Nome di Gesù) begraben. In den Zeiten des Dreißigjährigen Krieges von 1618 – 1648 wurde Koslar stark in Mitleidenschaft gezogen. Am schlimmsten wüteten die Franzosen und die Hessen.

Da der letzte Herzog von Jülich im Jahre 1609 ohne Nachkommen starb, entbrannte um das Herzogtum Jülich der sogenannte Jülich-Klevische Erbfolgestreit, welcher von 1609 bis 1614 dauerte. Das Jülicher Land wurde von Brandenburgern und Niederländern besetzt. Das Herzogtum Jülich kam schließlich an die Pfalz, wurde jedoch von Spaniern besetzt, die erst 12 Jahre nach Beendigung des Dreißigjährigen Krieges abzogen.

In dieser Zeit wurde Koslar, wie die Nachbarorte auch, mehrfach von der Pest heimgesucht. In der Nähe der Landstraße nach Aldenhoven wurde in dieser Zeit ein Leprosen- oder Siechhaus errichtet, wohin man die Kranken brachte. Die Flurbezeichnung „Im Seches“ sowie der „Leichenpfad“, über welchen man die im Siechhaus verstorbenen Dorfbewohner zum Friedhof an der Kirche trug, erinnern noch heute daran.

In den Jahren 1672 – 1689 zogen die Franzosen mehrfach plündernd durch das Rheinland. Einige Nachbarorte von Koslar wurden vollständig eingeäschert. Die Landbevölkerung flüchtete. In ruhigeren Jahren bemühte man sich um den Wiederaufbau. So wurde z. B. in den Jahren 1686 und 1694 die Pfarrkirche erweitert und ein neuer Turm gebaut. Doch immer wieder kam es zu Übergriffen durch französische Soldaten, so wurde sogar die Koslarer Prozession nach Aldenhoven am 2. Juli 1702 von ihnen überfallen. Nach dem spanischen Erbfolgekrieg 1701 – 1714 sollte das Land durch niederländische Truppen vor Überfällen durch die Franzosen geschützt werden.

Am 8. Januar 1743 wurde Koslar von einem Großbrand heimgesucht. 22 Wohnhäuser und auch das Pastorat wurden Opfer der Feuersbrunst. Die in der Nähe von Koslar stattgefunden beiden „Schlachten bei Aldenhoven“: – 1. März 1793: Sieg der Österreicher gegen die Franzosen und – 2. Oktober 1794: Sieg der Franzosen über die Koalitionsarmeen, waren für die Koslarer Bevölkerung mit Truppeneinquartierungen verbunden. Es folgte die französische Besatzungszeit von 1794 – 1814, im Verlaufe derer das linksrheinische Gebiet französisches Staatsgebiet wurde. Die Franzosen prägten vor allem nachhaltig die Verwaltungsstruktur des linksrheinischen Raumes. Nach der Völkerschlacht bei Leipzig 1813 hielten sich noch Teile der im Rückzug begriffenen französischen Armee im Jülicher Land auf. Am 17. Januar 1814 erschienen die ersten Russen in Koslar als Verfolger der Franzosen. Gemeinsam mit mecklenburgischen, schwedischen, preußischen und dänischen Truppen belagerten sie die Festung Jülich. Es ist aus dieser Zeitt überliefert, dass einige Familien im Ort durch die Belagerung gänzlich verarmten. Noch bis 1833 wurden deshalb Anträge auf Entschädigung und Unterstützung gestellt.

Industrialisierung

Im Jahre 1815 kam das gesamte Rheinland und somit auch Koslar unter preußische Verwaltung. Viele der heutigen Häuser im alten Ortskern dürften seit dieser Zeit entstanden sein. Das Zeitalter der Industrialisierung brach an. An dem von der Inde abgezweigten „Mühlenteich“ entstanden Korn-, Öl- und Papiermühlen. Aus einer dieser Ölmühlen entstand die Papierfabrik Schleipen & Erkens. Im Jahre 1911 erhielt Koslar einen Bahnanschluss an die Kleinbahnstrecke Jülich-Kirchberg-Puffendorf.

1. Weltkrieg

Von direkten Einwirkungen durch den 1. Weltkrieg (1914 – 1918) blieb der Ort verschont, jedoch zogen viele junge Männer aus Koslar in diesen Krieg um für „Kaiser, Volk und Vaterland“ ihr Leben zu lassen. Nach dem verlorenen Krieg kam das linksrheinische Gebiet wieder einmal unter französische Besatzung.

2. Weltkrieg

Im Jahr 1939 brach der 2. Weltkrieg aus. Bei Bombenangriffen wurden mehrere Häuser im Ort zerstört oder beschädigt. Am 16. November 1944 wurde Jülich von einigen hundert alliierten Bombern angegriffen. Die Herzogstadt wurde dabei völlig zerstört. Wie durch ein Wunder wurde das nur 2 km entfernte Koslar von diesem Schicksal verschont. Die Frontlinie jedoch verlief zu dieser Zeit allerdings schon in der Nähe von Alsdorf, so dass Koslar wenige Tage später evakuiert werden musste. 137 Personen widersetzten sich dem Räumungsbefehl und versteckten sich in selbstgebauten Schutzräumen und Kellern. Am 21. November 1944 versank der Kirchturm der Koslarer Pfarrkirche in einer gewaltigen Sprengung durch deutsche Pioniere und begrub die alte Orgel und das alte Kirchenschiff unter sich. Auch die Papierfabrik Schleipen & Erkens wurde mit 80 Zentnern Dynamit von den deutschen Pionieren gesprengt.

Doch der Vormarsch der US-Truppen war nicht aufzuhalten. Am 28. November 1944 wurde Koslar von den Amerikanern vollständig eingenommen. Die verbliebenen Ortsbewohner wurden von ihnen aufgespürt und nach Alsdorf gebracht. Auf diesem Weg mussten einige von ihnen noch ihr Leben durch die andauernden Kampfhandlungen lassen. Die Amerikaner rückten gegen Ende November 1944 bis zur Rur vor. Den Deutschen blieb nur noch vorübergehend ein Brückenkopf um Gut Hasenfeld. Jedoch erst im Februar 1945 überschritten die US-Truppen die Rur. Nach der Rückkehr seit dem Frühsommer 1944 fanden die heimgekehrten Dorfbewohner ihre Häuser verwüstet vor. Ihr Hab und Gut war von den Amerikanern zum Teil verschleppt worden. Viele wertvolle Dokumente der Dorfgeschichte sind seitdem für immer verloren.

Nachkriegszeit

Nach dem Kriege begann der Wiederaufbau. Zunächst galt es, zerstörte Häuser wieder aufzubauen und die ärgsten Schäden zu beseitigen. Dann wurden die Papierfabrik und auch die Pfarrkirche wieder aufgebaut. Ein neues Schulgebäude entstand. Später folgten Kindergarten, Turnhalle, Schwimmhalle, Pfarrhaus, Amtsgebäude und vieles andere mehr. Am 1. Januar 1972 war die über 150 Jahre währende Eigenständigkeit der Gemeinde und des Amtsbezirks Koslar beendet. Koslar wurde ein Stadtteil Jülichs. Das Amtsgebäude wurde zu einer Bürgerhalle erweitert, und ein neues Feuerwehrhaus wurde errichtet. Koslar ist heute ein Dorf mit ca. 3000 Einwohnern, ein Ort, der sich trotz Eingemeindung eine gewisse Eigenständigkeit, z. T. dank seines regen Vereinslebens, bewahrt hat und auch noch eine weitgehend intakte Infrastruktur aufweist. Geschichtsverein Koslar, Bernd Stauch

Weitere Informationen

Literatur

  • Ulrich Coenen: Von Juliacum bis Jülich. Die Baugeschichte der Stadt und ihrer Vororte von der Antike bis zu Gegenwart, 2. Aufl., Aachen 1989, ISBN 3-925714-17-0